OP Methode RefluxStop™ (Neu)
- PD Dr.med.Eckhard Löhde
- 20. Okt. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Ich werde oft nach dem neuen Reflux-Ball bzw. dem Implantat RefluxStop™ gefragt.
RefluxStop™ zielt darauf ab, Druck auf den sog. „Schließmuskel“auszuüben und dabei das umgebende Zwerchfell und Magengewebe so fest miteinander vernarben zu lassen, dass die Organe nicht mehr frei gleiten können. Durch diese Verhärtung im Oberbauch soll ein erneutes Verrutschen der Organe in den Brustkorb verhindert werden.
Dazu wird ein „Kunststoffball“, etwa so wie ein Ping-Pong Ball, mit dem oberen Magenanteil eingepackt (s.Bild), alles schließlich mit der Speiseröhre vernäht und dabei eine Mini-Fundoplikatio von etwa 90 Grad versucht. Das RefluxStop™-Verfahren versucht also, durch heftige Vernarbungen und die Bildung eines dicken Propfens neben der Speiseröhre, das Hochgleiten des Magens zu verhindern.
Ist das sinvoll?
In dem Areal des Balls kommt es durch die ausgelöste Fremdkörperreaktion und die Nähte zu harten Vernarbungen. Diese entstehenden unmittelbar neben der Speiseröhre und können zu Schluck- und Motilitätsstörungen führen. Die Speiseröhre wird narbig dabei gefesselt. In den bislang publizierten Studien wurden solche Störungen deutlich häufiger (bis zu 50%!) als nach anderen Operationsverfahren beobachtet.
Ein grundsätzliches und auch nach Jahren bestehendes Risiko entsteht dadurch, dass die Magenwand unter dem Druck des eingenähten Balles immer dünner wird und schließlich ein Loch entsteht. Was in einem solchen Fall passiert, ist noch unklar. Ob der Ball vom Magen in den Dünndarm fällt, ein Darmverschluss droht oder er erbrochen werden kann, bleibt abzuwarten. Die Gesamtzahl der bisher operierten Patienten liegt erst bei ca. 100-150 ohne Langzeitdaten.
Das Implantat wieder herauszuoperieren, ist schwer. Dabei besteht das Risiko, dass der obere Magenanteil vollständig entfernt werden muss. Durch die besondere Nähe zur Speiseröhre ist das gefährlich. Wir haben mittlerweile zwei Patienten nachoperiert, die nach der Implantation des RefluxStop™ weiterhin an Reflux litten. Der Blick in den Bauch zeigte, dass eben diese Situation vorlag. Wir konnten das Zwerchfell zwar versorgen und den Reflux heilen, aber den Ball konnten wir nicht entfernen. Das Risiko einer Eröffnung der Magenwand war infolge der harten Narbenbildung zu hoch. Daher wurde das Implantat zunächst belassen.
Eine kurze Erläuterung: Das RefluxStop™-Verfahren ähnelt grundsätzlich dem sogenannten Bicorn-Verfahren, bei dem der obere Magenanteil, nun jedoch ohne „Ball“, eingefaltet und an Speiseröhre und Zwerchfell genäht wird. Der RefluxStop™ verstärkt dieses Prinzip durch die starke Fremdkörperreaktion. Im Vergleich dazu ist das Bicorn-Verfahren erheblich gewebeschonender.
Die oft angeführte Rekonstruktion des „His´schen Winkels“ ist auch bei dem RefluxStop™-Verfahren lediglich ein gewisser „Marketing-Ansatz“. Dieser Winkel hat, wie in etlichen Studien schon vor über 100 Jahren gezeigt wurde, keinerlei Einfluss auf die Refluxkontrolle beim Menschen. Dieser Winkel ist individuell vollkommen unterschiedlich und hängt von der Wölbung der Zwerchfellkuppe ab. Er ändert sich bei der Einatmung und Ausatmung. Es gibt keinen festen His´schen Winkel, sondern er schwankt individuell und funktionell zwischen ca. 20-70 Grad. Bei beiden Operationen wird dieser Winkel durch die gelegten Nähte zwischen Magen und Speiseröhre auf „Null“ eingestellt. Das schadet in der Regel nicht, aber hilft auch nicht.
Abschließend noch eine interne wissenschaftlich Anmerkung: Bei internationalen Publikationen besteht immer die Verpflichtung, auf sog. mögliche Interessenkonflikte der an der Studie beteiligten Ärzte hinzuweisen. Dies wird im sogenannte „Conflict of Interest Statement“ aufgeführt.
In den relevanten Studien zum RefluxStop™ fällt auf, dass in den Arbeiten (s.u.) Ärzte mitgewirkt haben, die bei der Herstellerfirma angestellt oder anderweitig von ihr bezahlt worden sind. Dies muss nicht zwangsläufig den Wert einer Studie mindern, dennoch sollten solche Daten stets vorsichtig interpretiert und Untersuchungen von unabhängigen Ärzten und Kliniken abgewartet werden.
Ein Wort zum Schluss:
Sicherlich führen viele Wege nach Rom. Aber meiner Meinung nach sollte nicht darauf abgezielt werden, immer größere Propfen, Bälle, Bänder, Falten, Magnetketten etc. in unseren Magen einzunähen oder sogar Magenanteile abzuschneiden und in verschieden Ausprägungen um die Speiseröhre als Fundoplikatio zu knoten.
Nein, stattdessen muss einzig nur das Zwerchfell in der richtigen Form versorgt werden! Dann haben alle Organe ihre anatomisch regelrechte Lage wieder zurück und das gesamte System funktioniert wie früher.
Literatur
Non-active implantable device treating acid reflux with a new dynamic treatment approach: 1-year results: RefluxStop™ device; a new method in acid reflux surgery obtaining CE mark
BMC Surg,2020 Jul20;20(1):159
Laparoscopic Large Hiatal Hernia Repair With RefluxStop™: Outcomes of Six Months Follow-up in Thirty Patients
Fringeli, Yannick MD*; Linas, Ioannis MD†; Kessler, Ulf MD*; Zehetner, Joerg MD, MMM*
Surgical Laparoscopy, Endoscopy & Percutaneous Techniques 34(2):p 143-149, April 2024 DOI:10.1097/SLE.0000000000001256

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